Canti di prigionia

Konzert am 3. November 2013 | 20.00 Uhr
Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin

Vokalsolisten von sirventes berlin
Berlin Sinfonietta
Hugo-Distler-Chor Berlin
Leitung: Stefan Schuck

Grußwort: Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin

Konzert im Berliner Themenjahr 2013 Zerstörte Vielfalt 1933–1938–1945

Drei zeitgenössische Komponisten setzen in ihren selten zu hörenden Werken für Chor und Kammerorchester Zeichen des Miteinanders. Clemens Haustein von der Berliner Zeitung war beim Konzert: „Dass dies an diesem Abend so eindrucksvoll zu hören ist, liegt auch an der feinen Aufführung durch den Hugo-Distler-Chor und die Berlin Sinfonietta unter der Leitung von Stefan Schuck.

 

Luigi Dallapiccola: Canti di prigionia

Der italienische Komponist Luigi Dallapiccola (1908 – 1975) erlebte selbst die Auswirkungen faschistischer Unterdrückung. Wegen angeblicher politischer Subversivität wurde seine Familie während des ersten Weltkrieges aus Istrien nach Graz in ein Lager deportiert. Nach Einführung der Rassengesetze durch Mussolini 1938 auf Druck Hitlers zog er sich mit seiner jüdischen Frau aus dem öffentlichen Leben zurück.

Seine zwischen 1938 und 1940 entstandenen „Gesänge der Gefangenschaft“ sind sein politisches Statement gegen die Unterdrückung. Die Zitate aus Briefen von Mary Stuart, Boethius und Savonarola, geschrieben aus den Kerkern im Angesicht ihrer nahenden Exekution, sind  Zeugnisse für freies Denken, eindringlich vertont in ungewöhnlicher Besetzung für gemischten Chor, Klavier und ein groß besetztes Schlagzeug.

Benjamin Britten: Cantata misericordium

Benjamin Britten (1913 – 1976), dessen 100. Geburtstag wir dieses Jahr am 22.11. feiern, vertonte in der „Cantata misericordium“ das Gleichnis vom barmherzigen Samariter anlässlich des 100. Jahrestages des Bestehens des Roten Kreuzes.

Um den Aufruf zur völkerübergreifenden Barmherzigkeit universell bildlich werden zu lassen, vertonte Britten das Gleichnis auf Latein als dramatische Szene zwischen dem Überfallenen, dem Samariter und dem Chor. Zentral wird die Frage gestellt: Woher weiß ich, wer mein Nächster ist?

Tarik O’Regan: The Ecstasies Above

Tarik O’Regan (*1978) gilt als einer der ganz großen Hoffnungen der jungen englischen Komponistengeneration. Sein Werk wird durch nordafrikanische und minimalistische Einflüsse bestimmt.

In seiner Vertonung des Gedichts „The Ecstasies Above“ von Edgar Allan Poe für acht Vokalsolisten, Chor und Streicher fügen sich renaissancehafte Kanontechniken mit minimalistischen Wiederholungselementen und folklorehaften Melodiefloskeln zu einem eindringlichen Werk von Jubel, Mystik und Ferne. Der Erzengel Israfel (Poe zitiert Worte des Korans), der edelste Sänger im Jenseits, der selbst den Mond bezaubert und die Sterne verstummen lässt, steht für die Universalität des Gesangs und der Freiheit.

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