Vorschau 2017

27. Mai 2017 | 20.00 Uhr | Kammermusiksaal der Philharmonie

Antonio Vivaldi: Vesper zu Mariae Himmelfahrt (Rekonstruktion)

Confitebor, Laetatus sum, Dixit Dominus, Beatus vir, Lauda Jerusalem

Antonio Vivaldis Ruhm begann als Kirchenkomponist in Venedig. Dennoch sind viele seiner geistlichen Werke verschollen, einige wenige erst in den letzten Jahren in kritischen Ausgaben erhältlich. Erstmals in Berlin erklingt in diesem Programm Vivaldis virtuose geistliche Musik in einer neuen Rekonstruktion. Musikhistorisch gesichert ist, dass Vivaldi einige große Zyklen für die festlich gestalteten Vespern in Venedigs Kirchen komponierte, doch sind sie in ihrer Gesamtheit verloren gegangen. Jüngst sind einige groß angelegte Psalm-Vertonungen für Doppelchor und Doppelorchester wieder verlegt worden, aus welchen sich eine Vesper zum Feiertag „Mariae Himmelfahrt“ (15. August) rekonstruieren lässt. Mit der vokal-instrumentalen Satzart „in due Cori“ knüpft Vivaldi an die alte venezianische (für ihn also heimatliche) Tradition festlich-mehrchörigen Musizierens an, deren Techniken er freilich mit solchen aus Konzert, Kantate und Oper verknüft und anreichert. Hierbei bezieht sich die Doppelchörigkeit nicht nur auf den Gesang, vielmehr wird mit der Bezeichnung „in due cori“ eine Besetzung mit zwei „kompletten“ Ensembles mit je eigenen Solisten, eigenem Chor, eigenem Orchester und jeweils separater Continuo-Gruppe angezeigt (einschl. des Einsatzes zweier Orgeln!). Der Hugo-Distler-Chor hat mit seiner Größe zwischen Kammerchor und Oratorienchor genau die Besetzung, welche die prachtvolle Doppelchörigkeit beweglich und historisch entsprechend darstellen lässt.


14. Oktober 2017 | 18.00 Uhr | Kirche Am Hohenzollernplatz

Reformationen

A-cappella-Messen von Giovanni Pierluigi da Palestrina und Kurt Thomas

Das Jahr 2017 steht ganz unter dem Zeichen des 500. Jahrestages der Reformation durch M. Luther. Der große Reformations-Kirchentag findet 2017 in Berlin statt. Im Rahmen des „regionalen Kulturprogramms“ bietet der Hugo-Distler-Chor einen etwas ungewöhnlichen Blick auf dieses Jubiläum, indem er zwei Messen einander gegenüberstellt, die für Reformen in der katholischen wie evangelischen Kirche stehen. Palestrinas berühmte „missa papae marcelli“ entstand für die katholische Kirche während des Tridentiner Konzils und war eine Antwort des Komponisten auf die Frage nach einer reformierten Kirchenmusik für die katholische Kirche im Geiste der Gegenreformation. 400 Jahre später komponierte der junge Kurt Thomas seine große Messe op.1 für Doppelchor und 4 Solisten im Geist der Romantik, aber auch inspiriert von der liturgischen Reformation im 19. Jahrhundert, angeregt durch Friedrich Wilhelm IV. Tragischerweise ließ sich K. Thomas später von den Nazis vereinnahmen, so dass sein kompositorisches Werk heute trotz seiner hohen Qualität fast in Vergessenheit geraten ist. Das Konzert „Reformationen“ macht die enge Verbindung von  Zeit- und Kirchengeschichte hörbar.


16. Dezember 2017 | 18.00 Uhr | Kirche Am Hohenzollernplatz Berlin

Lauda

Ottorino Respighi: Lauda per la natività; Michael Haydn: Missa Sti. Hieronymi

Mit zwei kammermusikalischen Kleinoden, die sehr selten zu hören sind, will der Hugo-Distler-Chor dieses Jahr sein Weihnachtspublikum erfreuen. Anstelle des üblichen Orchesters sind in diesem Konzert nur Holzbläser besetzt. In dieser Instrumentierung nimmt Michael Haydns große Messe „Sti. Hieronymi“ unten den Messvertonungen Haydns als auch im kirchenmusikalischen Repertoire des Salzburger Fürstenhofes eine Sonderstellung ein. Die außergewöhnliche Instrumentierung, die kontrapunktische Arbeit in den fugierten Teilen sowie die melodische Erfindung und harmonische Ausarbeitung weisen diese Messe als ein Meisterwerk aus. Ottorino Respighi vollendete 1930 das singulär in seinem Schaffen gebliebene geistliche Chorwerk „Lauda per la Natività del Signore“. In diesem Lobgesang auf das Weihnachtswunder wechseln klangprächtige Chorpassagen mit solistischen Partien Marias, des Engels und des Hirten ab, dazu erklingen die Hirteninstrumente. Die Musik ist stilistisch vielfältig und spielt mit spätromantischen bis zu neobarocken Elementen sowie mit Anklängen an die Gregorianik.