Requiem aeternam

Sonntag, 15.11.2009 | 18 Uhr
Gethsemanekirche, Berlin-Prenzlauer Berg

Heinrich Schütz: Musikalische Exequien

Diese „Musikalischen Exequien“, das erste deutschsprachige Requiem, welches bis heute erhalten ist, zeugt in allen drei Teilen von überlegter Einbeziehung klanglicher Wirkungen. In der ersten Hälfte des ersten Teiles, welche das Kyrie der Begräbnismesse repräsentiert, findet mit dem Wechsel von Soli zu Tutti [„Capella“] auch ein Wechsel von freier, subjektiv-interpretierender Komposition zum objektiven Kirchenliedsatz statt. Die zweite Hälfte, das Gloria, bezieht die klangliche Disposition auch in die (hier meist frei komponierten) „Capella“-Teile ein. Der zweite Teil der Exequien, die Motette „Herr, wenn ich nur Dich habe“, steht als achtstimmiger Doppelchor ganz in der venezianischen Tradition.
Verschiedene gefühlvolle Motive wie beispielsweise den Frieden Gottes als ein Geschenk an seine Gläubigen, im Tod sowie im Leben, in bewegenden Tönen zu vermitteln, wurde Heinrich Schütz in seiner leidvollen und friedlosen Zeit nicht müde.

Alfred Schnittke: Requiem

Schnittkes Requiem entstand zu Friedrich Schillers Drama „Don Carlos“ als Bühnenmusik. Die Aufführung des Hugo-Distler-Chores war eine der wenigen Ehrungen des Komponisten zu seinem 75. Todestag hier in Berlin – der Stadt, in der er als Fellow des Wissenschaftskollegs und als ‚Composer in residence‘ des Berliner Philharmonischen Orchesters von Oktober 1989 bis Juli 1990 arbeitete, um schließlich dem Ruf an die Hamburger Musikhochschule zu folgen und ganz nach Deutschland überzusiedeln. Schnittke gelingt es in seinem Requiem, stilistische Elemente, die ihn auf seiner religiösen Entwicklung begleiteten, zu verschmelzen. So sind gregorianische Melodien im Kyrie, barock-klassische Motivik im Domine Jesu Christe und im Recordare, russisch-orthodoxe Homophonie im Hostias und Benedictus sowie Polytonalität, Zwölftontechnik (Kyrie) und Clusterakkorde bruchlos miteinander vereint. Auch das Instrumentarium repräsentiert die Welten, zwischen denen der Komponist stand. Klavier, Celesta, Trompete und Posaune stehen für das klassische Sinfonieorchester des 20. Jahrhunderts, die stark ausgeweitete Schlagzeugbesetzung für die westliche Avantgarde von Orff bis Jazz und die Orgel, die durchgehend als harmonisches Fundament eingesetzt wird, ist das Instrument der christlichen Kirchen schlechthin.

Mitwirkende

Solisten:
Julia Spencker, Sopran I
Karin Drewes, Sopran II
Waltraud Heinrich, Alt
Friedemann Büttner, Tenor
Jakob Ahles, Bariton
Ingo Witzke, Bass
Instrumentalisten:
Matthias Kamps, Trompete
Guntram Halder, Posaune
Uri Rom, Celesta
Natalia Christoph, Klavier
Arno Schneider, Orgel
Sara Perl, Gambe
Friederike Däublin, Violone
Bernd Vogel, Wolfgang Eger,
Andreas Birnbaum, Schlagzeug
Florian Goltz, Pauke
Benjamin Schwenen, E-Gitarre
Hans-Dieter Lorenz, E-Bass