Das Konzert ist im Zuge der Vorsorgemaßnahmen gegen die weitere Ausbreitung der Coronavirus abgesagt.
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Konzert am Samstag, 28. März 2020 | 18.00 UhrKirche Am Hohenzollernplatz, Berlin
Karten 14–24 Euro (10% Rabatt bis 13.3.2020)
Karten telefonisch über 030 / 530 45 099, per Kontaktformular, unser platzgenaues Online-Buchungssystem oder an der Abendkasse.
Anette Lösch, Katharina Hohlfeld, Sopran
Philipp Cieslewicz, Altus
Masashi Tsuji, Tenor
Jakob Ahles, Bass
Ensemble Wunderkammer
Hugo-Distler-Chor Berlin
Stefan Schuck, Leitung
Mystisches Nachdenken in barocker Tonsprache
Nein, nicht die dramatische und blutige Leidensgeschichte Christi mit der Schilderung der letzten Lebensstunden Jesu vom letzten Abendmahl bis zur Kreuzigung bildet den Rahmen für das Hauptwerk unseres Passionskonzertes.
Dem siebenteiligen Kantaten-Zyklus „Membra Jesu nostri“ des Lübecker Komponisten Dietrich Buxtehude (1637 – 1707) liegt als Text die mittelalterliche Dichtung Salve Mundi salutare zugrunde, die vermutlich von Arnulf von Löwen verfasst wurde: Sie enthält sieben Meditationen über den Körper des gekreuzigten Christus, angefangen von den Füßen über die Knie, Hände, Seite, Brust, Herz zum dornengekrönten Haupt. Diese Dichtung war in deutscher Übersetzung in der Barockzeit besonders in der protestantischen Kirche sehr beliebt – der Text von Johann Crügers „O Haupt voll Blut und Wunden“ basiert auf dem letzten Gedicht dieses Zyklus‘. In dieser Zeit entwickelte sich im Protestantismus eine neue, schwärmerische Innerlichkeit, die der mittelalterlichen Mystik sehr nahe stand.
Buxtehude schuf eine stille, eindringliche Komposition aus sieben kurzen Kantaten mit je einer instrumentalen Einleitung und einem fünfstimmigen Eingangschor, in dem der Kantate ein Bibeltext vorangestellt wird. Ganz kammermusikalisch ist die Instrumentalbesetzung aus drei Gamben und zwei Violinen, ganz den fünf Vokalstimmen entsprechend. Ein rätselhaftes Werk, nicht nur, weil es so schwer zu fassen ist, warum diese Musik auch den modernen Menschen so unmittelbar zu bewegen vermag, dabei jedoch – im Gegensatz zur bildhaften Tonsprache eines J.S. Bachs etwa – auf dramatische, barocke rhetorische Ausmalungen weitgehend verzichtet. Rätselhaft auch, weil man über den Entstehungsanlass nichts weiß, nicht mal eine Aufführung durch Buxtehude selbst ist belegt. Lediglich eine Partitur ist durch Buxtehudes Freund, den Stockholmer Hofkapellmeister und Widmungsträger des Werkes Gustav Düben, überliefert und zeugt von der Bedeutung, die Buxtehude seinem Werk selbst beigemessen hat.
Unsere Aufführung ergänzt Buxtehudes Kleinod mit in den Zyklus eingeschobenen a-cappella-Motetten zeitgenössischer Komponisten (Nordheim, Nystedt, Poulenc). Sie setzen der meditativen Innerlichkeit Buxtehudes einen Kontrast entgegen, der das grausame Leiden im von vielen Kriegen und Anschlägen geprägten 20. Jahrhundert extrovertiert vor Gott trägt.
In unserem Konzert kombinieren wir damit in einem einmaligen und fruchtbaren Wechsel moderne a-cappella-Chorästhetik mit einer kammermusikalisch besetzten Fassung des Barockwerks in Zusammenarbeit mit dem Gambenquartett Wunderkammer und Solisten des RIAS-Kammerchores.