Sonntagskonzert des Berliner Chorverbands
12. Mai 2013 | 16 Uhr
Philharmonie Berlin, Kammermusiksaal
sowie zur Langen Nacht der Museen in Weimar
8. Juni 2013 | 19.30 Uhr
Herz-Jesu-Kirche Weimar, August-Frölich-Platz
Johann Sebastian Bach (1685–1750): Komm, Jesu, komm (BWV 229)
Hugo Distler (1908–1942): Fürwahr, er trug unsere Krankheit (op. 12,7)
Johann Hermann Schein (1586–1630): Was betrübst du dich, meine Seele
Pietro Ferrario (*1967): Jubilate
Anton Bruckner (1824–1896): Os justi
Ola Gjeilo (*1978): Tota pulchra es
Transzendenz – Übergang – ist ein zentrales Thema der Kunst und insbesondere der geistlichen Musik. Übergang kann man in unserem Programm als Jenseits- und Erlösungsverheißung wörtlich nehmen, aber auch stilistisch auf die Werke beziehen: Alle Kompositionen schlagen musikhistorische Brücken: Der Thomaskantor Johann Hermann Schein steht mit seinem geistlichen Madrigal „Was betrübst du dich, meine Seele“ am Beginn des Frühbarocks: Die affektvolle musikalische Rhetorik und die Kontrapunktik der Renaissance verbindet er mit der Harmonik und der Generalbass-Praxis des Barocks. Am Ende der Epoche, diese überragend, unübertroffen zusammenfassend und gleichzeitig damit das Tor für die empfindsame Musik der Frühklassik öffnend, steht Johann Sebastian Bach. Die doppelchörige Begräbnis-Motette „Komm, Jesu, komm“ ist unter seinen großen Motetten dafür das Paradebeispiel. Auf die gleichen Wurzeln bezieht sich Hugo Distler in seiner großen Motette „Fürwahr, er trug unsere Krankheit“. In expressiver Harmonik und mit einem exaltierten Fugenthema hört man den Komponisten um das rätselhafte Geheimnis des christlichen Glaubens ringen, dass ein Mensch am Kreuz zur Erlösung der Welt grausam den Tod erleiden muss.
Im zweiten Teil unseres Programms stellen wir Werke einander gegenüber, in denen die Komponisten Traditionen in neuer Tonsprache weiterführen. Jubelnd erklingt die Psalm-Vertonung „Jubilate Deo“ des zeitgenössischen italienischen Komponisten Pietro Ferrario. Jubilate Deo entstand im Juni 2002. Das Werk erhielt beim Wettbewerb International Trophy of Choral Composition „C.A. Seghizzi“ 2004 in Gorizia (Italien) den ersten Preis. Es zeichnet sich durch rhythmische Lebendigkeit und farbige Harmonien aus. Der kontrastierende Mittelteil bezieht Anklänge an den gregorianischen Choral ein. Anton Bruckners Vorbild war die Musik Palestrinas – mit seiner Motette „Os justi“ legte er den Beweis ab, dass es möglich ist, trotz strenger Beachtung der mittelalterlichen kirchentonalen Harmonik ein überzeugendes Meisterwerk in seiner eigenen Tonsprache zu schaffen. Der junge Norweger Ola Gjeilo transferiert skandinavisch-volksliedhafte Melodien und romantische Klanglichkeit mittels fein dosierter, aus der Linienführung abgeleiteter Dissonanzbildung in seine ganz eigene Tonsprache.
Das Sonntagskonzert wird gemeinsam von drei Chören bestritten. Wir freuen uns auf ein vielfältiges Programm! Aus der Ankündigung des Berliner Chorverbands:
Berliner Figuralchor: Barocke Entdeckungen aus der Mark Brandenburg
Leitung: Gerhard Oppelt
Figurationen – so nennt man virtuose Verzierungen, wie sie in der Barockmusik üblich waren. Der Berliner Figuralchor hat sich auf diese Epoche spezialisiert. Mit geistlichen Werken von Bartholomäus Gesius stellt das Ensemble einen bedeutenden Komponisten vor, der um 1600 in Frankfurt an der Oder als Kantor und Lehrer tätig war. Sein beachtliches Schaffen wird endlich (wieder)entdeckt.
MendelssohnKammerChor Berlin: Die bedeutendste Komponistin der Romantik
Leitung: Volkher Häusler
Für die Musik der Familie Mendelssohn hat der MendelssohnKammerChor Berlin naturgemäß eine Vorliebe. In seinem Programm widmet er sich Fanny Hensel. Obwohl nicht weniger begabt als ihr Bruder Felix, stand sie als Frau stets im Schatten und war ein „unterdrücktes Genie“. Die begnadete Pianistin und Dirigentin hinterließ mehrere hundert Werke. Es erklingen die poetischen „Gartenlieder“.