Mozart – Requiem

In der Bearbeitung von Heinrich Ritter von Spengel
für Solostimmen, Chor, Streicher und Orgel (1852)

Konzert am Samstag, 14. Oktober 2023 | 18.00 Uhr
Kirche Am Hohenzollernplatz, Berlin

Irene Sanchez, Sopran
Anna Schaumlöffel, Alt
Will Frost, Tenor
Jakob Ahles, Bass

Kammerorchester Berliner Cappella

Hugo-Distler-Chor Berlin
Stefan Schuck, Leitung

Karten 12–20 Euro (10% Rabatt bis 7.10.2023)
Restkarten leider nur noch an der Abendkasse erhältlich.

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Blick in den doppelten Spiegel

Was für ein Werk: Alle scheinen es zu kennen! Dabei wurden nie so viele Spekulationen angestellt wie über „Mozarts Requiem“. Der mysteriöse anonyme Auftraggeber, Mozarts früher Tod just zum Zeitpunkt seiner Arbeit an einem Requiem und schließlich die Andeutungen über einen Giftmord durch seinen Rivalen Salieri – all das trug dazu bei, allein die Geschichte dieses Meisterwerkes zu einem attraktiven Stoff werden zu lassen. Auch wenn die Musikwissenschaft längst den wahren Sachverhalt rekonstruiert hat, bleiben diese Mythen immer noch lebendig, nicht zuletzt durch die wirkungsmächtige Umsetzung im Film „Amadeus“.

Mozarts Werk leidet nicht unter solchen Ausschmückungen, dennoch verstellen sie etwas den Blick auf die Leistungen derer, die durch die Fertigstellung erheblich zu dessen Verbreitung und Erfolg beigetragen haben. Das Requiem trat seinen Siegeszug durch die Jahrhunderte an in der Version von Mozarts Schüler Franz Xaver Süßmayr. Parallel entstanden früh verschiedene Bearbeitungen für den Haus- oder Konzertgebrauch, aber auch Einrichtungen für den liturgischen Gebrauch.

Die in unserem Konzert zu hörende Fassung wurde 1852 von Heinrich Ritter von Spengel „zum Gebrauche für kleine Kirchen-Musik-Chöre“ eingerichtet. Dabei übertrug Spengel die Bläserstimmen, die das Werk Mozarts/Süßmayrs so eindrücklich prägen, in mehrfach geteilte Streicherstimmen. „Tuba mirum“ ohne Posaunenfanfare, das wird auch für uns eine interessante Erfahrung. Der spezielle Satz sollte das berühmte Requiem „für kleinere Kirchenchöre und Productionen in Privatzirkeln“ zugänglich machen. Mozarts Ideen wurden hier also einer doppelten Metamorphose unterzogen: erst durch Süßmayr, der möglichst nah am Entwurf seines Lehrers bleiben wollte, und fast 100 Jahre später abermals, nun aus romantisch-pragmatischer Sicht, durch Spengel.

Wir sind selbst gespannt auf diesen heute weitgehend unbekannten und nicht mehr gespielten doppelten Spiegel und die kammermusikalische Form unserer Aufführung.

Mozarts Requiem

Der Auftrag zu einem Requiem erreichte Mozart, als er mit der Komposition seiner Opern „Titus“ und „Die Zauberflöte“ in höchstem Termindruck war. So kam es, dass bis zu seinem recht plötzlichen Tod nur die Teile „Requiem aeternam“ und „Kyrie eleison“ vollständig ausgearbeitet waren, während von „Dies irae“ und „Offertorium“ nur mehr oder weniger ausführliche Skizzen vorlagen.

Mozarts Witwe Constanze sah in der Fertigstellung des Requiems, für das Mozart schon eine stattliche Anzahlung erhalten hatte, die Möglichkeit, ihre finanziell katastrophale Lage etwas zu verbessern. Der damals 25-jährige Franz Xaver Süßmayr erklärte sich als Schüler Mozarts schließlich zu dieser Aufgabe bereit. Er schrieb die Skizzen aus Mozarts Autograph ab und komponierte selbst völlig neu Sanctus, Benedictus und Agnus Dei. Andere Teile hatte Mozart wie gewohnt vorab bereits in Singstimmen und Instrumentalbass fixiert. Diese waren damit nach Auffassung der Zeit weitgehend fertig komponiert, nur eben noch nicht vollendet. Diesem Umstand ist zu verdanken, dass die Teile, die ausschließlich zum Begräbnisordinarium gehören, auch nach der Bearbeitung durch Süßmayr ganz von Mozarts Geist zeugen.

Trotz allem hört man also Mozart und spürt seinen sehr subjektiven Umgang mit der christlichen Erlösungsbotschaft. Die Fülle der Emotionen im Angesicht des Todes werden jenseits des Textes zu Klang: Schmerz über den Verlust, Hoffnung auf Gnade und immer wieder die Liebe in der Trauer – aber auch: Sehnsucht nach der Erlösung im Tod und Angst vor der ewigen Verdammnis. Erschütternd sind so Mozarts allerletzte Noten, der Aufschrei am Ende der abgebrochenen ersten Zeile des „Lacrimosa“: „Tränenreich ist jener Tag, wenn aus Staub der Mensch zum Gericht auferstehen wird als Schuldiger.“

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